1/I/2025 Wenn keiner liefert, machen wir's selbst: Zukunft bleibt Jugendarbeit

AntragstellerInnen:

Landesvorstand

Der Landesdelegiertenkonferenz möge beschließen:

Wenn keiner liefert, machen wir's selbst: Zukunft bleibt Jugendarbeit

Die politische Lage bleibt herausfordernd – für unser offenes Brandenburg, für die SPD und für unseren Verband. Nach intensiven Wahlkämpfen, in denen viele von uns bis an die Grenze der Belastbarkeit gegangen sind, ist klar: Wir brauchen einen politischen, organisatorischen und kulturellen Aufbruch innerhalb des Verbandes. Jetzt ist der Zeitpunkt, neue Kraft zu schöpfen und die Weichen für eine starke Zukunft zu stellen. Im letzten Jahr konnte der Durchmarsch des Faschismus in Brandenburg nur bedingt gestoppt werden: Die SPD konnte sich zwar als stärkste Kraft behaupten, doch der Preis dafür war hoch. Linke Mehrheiten sind in Brandenburg in weite Ferne gerückt und viele junge Brandenburger*innen wenden sich enttäuscht von der Demokratie ab. Sie zurückzugewinnen und ihnen eine Perspektive zwischen Angermünde und Forst zu geben, ist Aufgabe der Jusos Brandenburg. Als größter politischer Jugendverband wollen wir weiterwachsen und die Generation eines Brandenburgs von Morgen prägen.

Eine neue Kultur in der Verbandsarbeit: Offen, solidarisch, beweglich

Unsere politische Überzeugung endet nicht bei Inhalten – sie zeigt sich auch in der Art, wie wir zusammenarbeiten. Zu oft erleben wir unsere Verbandsarbeit als mühsam, kleinteilig und exklusiv. Wir wollen eine neue politische Kultur entwickeln, die von Solidarität, Beteiligung und gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist.

Das heißt:

  • Wir schaffen offene, niedrigschwellige Formate für Neumitglieder und Interessierte überall im Land.
  • Wir legen den Fokus wieder verstärkt auf inhaltliche Debatten und politische Bildungsarbeit im Verband
  • Einmal jährlich laden wir zu einem gemeinsamen Treffen mit den Vorsitzenden der Unterbezirke ein, um gemeinsam einen Jahresplan zu entwickeln und zusätzliche, an den Bedarfen vor Ort orientierte Angebote zu planen.
  • Unsere Awarenessstrukturen werden kontinuierlich weiterentwickelt und ausgebaut. Gleichzeitig stärken wir unsere Vernetzungs- und Bildungsräume, um eine solidarische, empowernde und diskriminierungssensible Verbandskultur zu fördern.
  • Der Landesvorstand wird regelmäßig mitgliederöffentliche Vorstandssitzungen in hybrider Form anbieten, um Transparenz zu schaffen und Beteiligung zu ermöglichen.
  • Darüber hinaus etablieren wir regelmäßige digitale Formate, in denen wir aktuelle politische Themen gemeinsam mit dem gesamten Verband diskutieren.

Wachstum aus Verantwortung – Mehr werden, um mehr zu bewegen

Nach vielen Wahlkämpfen ist deutlich: Wir brauchen noch mehr junge Menschen, die in Brandenburg politisch gestalten wollen – und das nicht nur in Wahlkampfzeiten, um die Faschos in der 10. Stichwahl in Folge zu verdrängen, sondern langfristig. Die Jusos Brandenburg müssen weiter wachsen – in ihrer Mitgliedschaft, in ihrer Reichweite und in ihrem politischen Selbstverständnis.

Das bedeutet:

  • Wir schaffen klare Angebote für junge Menschen, die Politik mitgestalten wollen. Das meint auch, sie in kommunale Prozesse einzuführen, von der Entwicklung kommunaler Haushalte bis zur Aufstellung von Flächennutzungsplänen. Jungsozialistische Handschriften müssen tief gehen.
  • Wir werden gemeinsam mit den Genoss*innen vor Ort eine Mitgliederkampagne entwickeln und umsetzen, die sich gezielt an bislang im Verband unterrepräsentierte Personengruppen richtet, insbesondere an FINTA*, BIPoC, Auszubildende sowie Menschen mit Behinderungen. Darüber hinaus wollen wir auch weitere marginalisierte Gruppen gezielt ansprechen und sie für eine aktive politische Beteiligung bei uns gewinnen.
  • Wir müssen die enge Verbindung zu Hochschulen, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen aufrechterhalten oder wiederherstellen.
  • Wir sorgen für verstärkte politische Bildungsarbeit, die jungsozialistische Grundwerte für die politische Betätigung anwendbar macht.

Präsenz in der Fläche – Jusos sichtbar machen, wo junge Menschen leben

Brandenburg ist ein Flächenland – und oft fehlt es genau in der Fläche an politischer Jugendbeteiligung. In den kommenden zwei Jahren müssen die Jusos in ihrem Auftreten wieder mehr in die Fläche des Landes wirken. Denn Mobilität, gute Ausbildungsbedingungen, faire Löhne, bezahlbare Mieten oder der Kampf gegen rechts sind Querschnittsthemen, die überall im Land aktuell sind.

Deshalb wollen wir:

  • Genoss*innen vor Ort beim Aufbau und der Etablierung (neuer) Juso-Strukturen unterstützen.
  • Die Verbindung zwischen den Unterbezirken und dem Landesvorstand intensivieren. Jeder Unterbezirk wird durch ein Mitglied des Landesvorstands betreut. Diese Person fungiert als verbindende Ansprechperson zwischen Unterbezirk und Landesebene, nimmt Anregungen, Wünsche und Forderungen auf und sorgt für einen kontinuierlichen Dialog.
  • Regionale Kampagnen und Aktionen zu jugendrelevanten Themen unterstützen.
  • Uns mit Akteur*innen, die in ländlichen Regionen für Demokratie und Zusammenhalt kämpfen, vernetzen.
  • Auf politischen Veranstaltungen im Land Präsenz zeigen.

Unsere eigenen Strukturen kritisch hinterfragen und gemeinsam weiterentwickeln

Wir müssen uns auch mit Blick auf unsere eigenen Verbandsstrukturen ehrlich machen. Wir müssen zukünftig Barrieren abbauen, um dem Ideal eines inklusiven Verbands gerecht zu werden. Es ist nicht nur die Treppe in der regionalen SPD-Geschäftsstelle, es sind oft strukturelle Hemmnisse, die Menschen davon abhalten, bei uns aktiv zu werden.

Unsere Vorstellungen sind eindeutig:

  • Wir haben bereits mit dem Aufbau einer landesweiten FINTA*-Vernetzung begonnen. Diese werden wir weiter ausbauen und strukturell im Verband verankern.
  • Wir werden den Anstoß geben, eine BIPoC-Ost-Vernetzung zu etablieren und perspektivisch zu institutionalisieren. Auch wenn es in unserem eigenen Landesverband derzeit noch zu wenige Genoss*innen gibt, um eine eigene starke BIPoC-Struktur auf Landesebene zu tragen, sehen wir es als unsere Aufgabe, ostdeutschlandweit Vernetzung zu fördern und mitzugestalten.
  • Die Frage „Stadt oder Land?“ muss im Verband kontinuierlich und offen diskutiert werden – insbesondere mit Blick darauf, wo Veranstaltungen auf Landesebene stattfinden. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Verbandswochenenden und Landesdelegiertenkonferenzen regelmäßig im ländlichen Raum durchführen. Gleichzeitig wollen wir prüfen, ob Veranstaltungen in stärker angebundenen städtischen Räumen nicht bessere Erreichbarkeit und Teilhabe ermöglichen würden.

Unser Ziel: Starke Jusos für eine linke SPD

Wir wollen nicht um der Selbstvergewisserung willen wachsen. Unser Ziel ist politisch: Wir wollen die Brandenburger SPD verändern. Wir glauben, dass diese staatstragende Partei dringend Reformen und neue Impulse braucht, um Brandenburg auch in den nächsten Jahren noch gestalten zu können.

Was heißt das konkret?

  • Wir scheuen uns nicht, Beschlüsse und Positionen der SPD kritisch zu hinterfragen – öffentlich und innerhalb der Partei.
  • Wir setzen auf klare linke Gegenentwürfe in der Landespolitik, sei es in der Wohnungspolitik, im Umgang mit der Polizei, bei der Schulfinanzierung oder in der Migrationspolitik.
  • Wir werden es nicht hinnehmen, wenn Mitglieder der Landesregierung mit Scheinlösungen den Haushalt konsolidieren wollen (Stichwort: Stundenerhöhung und Einstellungsstopp für Lehrkräfte) oder mit kreativen Lesarten der Kriminalstatistik, Ressentiments und Vorurteile schüren.
  • Wir wollen den Austausch mit Mitgliedern der Landesregierung intensivieren, um unsere Zielvorstellungen noch stärker an die Verantwortungsträger*innen unserer Partei zu bringen.
  • Wir werden die erfolgreichen Veranstaltungsformate mit unseren Mandatsträger*innen fortsetzen, die bereits zahlreiche Begegnungen und Gespräche mit jungen Menschen vor Ort ermöglicht haben.
  • Wir setzen uns für eine Kampagne innerhalb der Brandenburger SPD ein, die sich mit der Frage beschäftigt, wie die sozialdemokratische Idee und konkrete Zukunftsperspektiven für unser Land über die nächste Legislaturperiode und haushaltspolitische Zwänge hinaus aussehen können. Wir wollen gemeinsam diskutieren, wie wir uns eine gerechtere, sozialere und inklusivere Gesellschaft in Brandenburg vorstellen.

Inhaltliche Auseinandersetzung ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck politischer Ernsthaftigkeit. Wenn die SPD ihre Daseinsberechtigung als soziale Partei des Fortschritts nicht verlieren oder zurückgewinnen will, braucht sie starke Jusos – als unbequeme, aber kritisch-konstruktive Kraft.

Unser Engagement ist dabei kein “nice to have”, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil sozialdemokratischer Politik. Unsere Kritik erfolgt nicht reflexhaft, sondern ist das Ergebnis einer intensiven, differenzierten Auseinandersetzung mit politischen Themen, ob auf kommunaler, Landes-, Bundes- oder europäischer Ebene. Wir gestalten Politik aktiv mit, wir setzen Impulse und wir fordern Veränderung dort, wo sie notwendig ist. Alle, die sich bei uns engagieren, leisten einen echten Beitrag und dieser Beitrag macht einen Unterschied!

Denn wenn keiner liefert, machen wir’s selbst: Zukunft bleibt Jugendarbeit!

Empfehlung der Antragskommission: