51/I/2025 Heimweg ohne Angst – Brandenburg testet den Safe-Ride-Service

AntragstellerInnen:

Landesvorstand

Der Landesdelegiertenkonferenz & SPD- Landesparteitag & SPD- Landtagsfraktion möge beschließen:

Heimweg ohne Angst – Brandenburg testet den Safe-Ride-Service

Nachts allein nach Hause zu müssen, ist für viele Frauen mit einem Gefühl der Unsicherheit verbunden. Der Weg vom Club, vom Bahnhof oder von der Spätschicht bis zur eigenen Haustür ist für viele nicht einfach ein kurzer Heimweg, sondern eine Anreihung von potenziellen Gefahrensituationen. Auch im öffentlichen Nahverkehr fehlen oft Schutzmechanismen, die Frauen das sichere Heimkommen ermöglichen. Die polizeiliche Kriminalstatistik Brandenburg verzeichnete 2022 insgesamt 2.628 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, ein Anstieg von 14,5 % gegenüber dem Vorjahr. Viele dieser Taten ereignen sich in öffentlichen Verkehrsmitteln, was das Sicherheitsgefühl weiter beeinträchtigt. Parallel dazu zeigen Untersuchungen der EU-Grundrechteagentur, dass über 80 % der jungen Frauen ihre Alltagswege einschränken, weil sie Belästigungen in Bussen, Bahnen oder bei Taxis fürchten. Diese Zahlen machen deutlich: Übergriffe und Bedrohungen im Nachtbus, bei Fahrten mit Taxi‑Apps oder in herkömmlichen Taxis sind reale Risikosituationen.

Uns als Jungsozialist*innen ist zugleich bewusst, dass wir langfristig vom Individualverkehr wegkommen und den öffentlichen Nahverkehr als kollektive, klimagerechte Mobilitätsform stärken müssen. Dennoch dürfen wir dabei nicht die Augen vor den realen Sicherheitsbedenken verschließen. Wir müssen uns mit dem Konflikt auseinandersetzen, wie wir im öffentlichen Raum, insbesondere im nächtlichen Verkehr, Schutzräume für Betroffene schaffen und so echte Teilhabe und Bewegungsfreiheit für alle ermöglichen können

Die Landesregierung wird daher aufgefordert, ein Modellprojekt in einer ausgewählten Kommune Brandenburgs zu initiieren, das in Kooperation mit lokalen Beförderungsunternehmen einen Service von Frauen für Frauen aufbaut. Ziel ist es, daraus langfristig eine landesweite Struktur zu entwickeln, die Frauen nachts eine sichere und komfortable Alternative im urbanen wie ländlichen Verkehr bietet.

Deswegen fordern wir:

  1. Die SPD Brandenburg spricht sich für die gezielte Förderung von Schutzmaßnahmen für Frauen im öffentlichen Raum und im Nahverkehr aus.
  2. Die SPD-Landtagsfraktion wird aufgefordert, sich bei der Landesregierung dafür einzusetzen, ein Modellprojekt „Safe-Ride-Service“ in einer Kommune Brandenburgs zu starten.
  3. Dieses Projekt soll in Kooperation mit Beförderungsunternehmen umgesetzt werden und einen niederschwelligen, sicheren Taxiservice speziell für Frauen etablieren. Fahrerinnen sollen dafür speziell geschult werden, digitale Buchungssysteme sollen die Barrierefreiheit verbessern.
  4. Ziel ist es, die Ergebnisse des Modellprojekts für eine langfristige Ausweitung auf andere Regionen Brandenburgs zu evaluieren und entsprechende Fördermöglichkeiten auf Landesebene zu prüfen.
Begründung:

Sich sicher und wohlzufühlen auf dem Heimweg sollte selbstverständlich sein. Doch gerade für Frauen stellt der Heimweg besonders zu später Stunde häufig eine Belastung dar. Übergriffe, Belästigungen oder allein das Gefühl ständiger Beobachtung sind Alltagserfahrungen, die Mobilität einschränken und Teilhabe behindern.

Ein Taxiservice von Frauen für Frauen bietet hier eine konkrete Lösung: Er wird von Fahrerinnen betrieben, die geschult sind, Sicherheit zu gewährleisten und auf Bedürfnisse der Fahrgästinnen einzugehen. Digitale Buchungsmöglichkeiten, transparente Fahrtenprotokolle und speziell ausgestattete Fahrzeuge können zusätzliche Sicherheit geben. Der Service ist dabei mehr als nur ein Transportmittel – er ist eine Form der Selbstbestimmung und ein Beitrag zu mehr Gleichstellung im öffentlichen Raum.

Andere Projekte zeigen: Ein solcher Service kann flexibel, effizient und bedürfnisorientiert sein. Frauen sollen nicht länger zwischen ihrer Sicherheit und ihrer Mobilität abwägen müssen.

Brandenburg kann hier Vorreiter sein – für einen Nahverkehr, der alle mitdenkt. Es ist Zeit für einen neuen Standard: sicher, solidarisch und selbstbestimmt.

Empfehlung der Antragskommission: